Alte Kanzlei
Grüner Salon












Eine Innenschau der Obsessionen
Edgar Allan Poe
János Stefan Buchwardt, Vorleser
Peter Livers, Kontrabassist
Samstag, 14. Dezember 2019, 19.00 Uhr
Sonntag, 15. Dezember 2019, 11.00 Uhr
Bahnhofstrasse 29, 8636 Wald/ZH
Dankenswerterweise unterstützt durch:
agkultur Wald
Wenn eisige Temperaturen uns frösteln lassen, wartet der Grüne Salon erneut mit einer Hinwendung zum Abgründigen auf. Um die Konkurrenzlosigkeit eines beeindruckenden Schaffens exemplarisch unter Beweis zu stellen, das zu Recht Weltruhm verdient, kommen zwei brillant finstere Kurzprosatexte zur Aufführung: «Die Maske des roten Todes» (1842) und «Hopp-Frosch» (1849), zwei herausragende Texte des 1809 geborenen Edgar Allan Poe.
In der Tat wusste der Amerikaner die literarische Moderne in Europa massgeblich zu beeinflussen. Seine geheimnisumwitterte Art zu schreiben macht den Sprachkünstler zu einer der schillerndsten Personen der Literaturgeschichte. Die realen Depressionen, Alkoholsucht und ein geheimnisvoller Tod bieten zusätzlichen Nährboden für zahlreiche Mythen, die ihn selbst zur makabren Figur werden lassen.
Wo Poe Wahnsinn und Vernunft wechselseitig aufeinandertreffen lässt, überwindet er den billigen Effekt des Schaurigen. Konsequent verpflichtet er sich einem gnadenlosen Ausleuchten des menschlichen Bewusstseins in allen seinen Entstellungen. Suspense-Kunst kitzelt am Geist der Perversion, Hinwendung zum Horror und Thriller erahnt die Katastrophe und erliegt dem Sog der Selbstzerstörung.
Im Verständnis des Schriftstellers lässt sich der Zweck der Kunst mit «creation of beauty» umschreiben. Wahrheit und Moral stehen hintenan. Um die Erzeugung von Lust- und Glücksgefühlen durch Grauen und Phantastik zum Leben zu erwecken, durchweben der Walder Kontrabassist Peter Livers und der Vorleser János Stefan Buchwardt das geheimnisumwitterte Wort. Lassen Sie sich von der Spannung zwischen Wahnsinn und Vernunft verzaubern.
«… Nun waren sämtliche Gemächer zwar reich an goldenen Ziergegenständen, die an den Wänden entlang standen oder von der Decke herabhingen, kein einziges aber besass einen Kandelaber oder Kronleuchter. In der ganzen Zimmerreihe gab es weder Lampen- noch Kerzenlicht. Statt dessen war aussen in den Zimmern entlanglaufenden Galerien vor jedem Fenster ein schwerer Dreifuss aufgestellt, der ein kupfernes Feuerbecken trug, dessen Flamme ihren Schein durch das farbige Fenster hereinwarf und so den Raum schimmernd erhellte. Dadurch wurden die phantastischsten Wirkungen erzielt. In dem westlichsten oder schwarzen Gemach aber war der Glanz der Flammenglut, der durch die blutigroten Scheiben in die schwarzen Sammetfalten fiel, so gespenstisch und gab den Gesichtern der hier Eintretenden ein derart erschreckendes Aussehen, dass nur wenige aus der Gesellschaft kühn genug waren, den Fuss über die Schwelle zu setzen. …»
(Übersetzer: Theodor Etzel)