Das Werk eines Wort-Monomanen
Kuno Raeber
János Stefan Buchwardt, Vorleser
Veronika Ehrensperger-Leutschacher, Harfe
Samstag, 3. Dezember 2022, 19.00 Uhr
Sonntag, 4. Dezember 2022, 17.00 Uhr
Bahnhofstrasse 29, 8636 Wald/ZH
Dankenswerterweise unterstützt durch:
agkultur Wald
Kuno Raeber (1922–1992) wollte zeitlebens nicht weniger als die gesamte Welt seiner Lust am Text einverleiben. Sein Werk besticht durch Feinsinnigkeit und Wortgewalt. Zu seinem 100. Geburtstag holt auch der Grüne Salon diesen Schweizer Ausnahmeschriftsteller ans Licht. Die Harfenistin und Klangkünstlerin Veronika Ehrensperger und der Vorleser János Stefan Buchwardt präsentieren eine exquisite Auswahl dessen, was an Geschichte und Mythologie in Poesie und poetische Prosa gegossen wurde. Eine Einführung in Raebers Werk und in das Programm der Lesung bietet das Verlegerehepaar Matthias Klein und Christiane Wyrwa. Sie waren mit dem Autor befreundet und publizierten in ihrem scaneg Verlag nicht nur zwei seiner Theaterstücke sowie ein Erinnerungsbuch, sondern gaben darüber hinaus auch die siebenbändige kommentierte «Werkausgabe Kuno Raeber» heraus.
scaneg Verlag
Der Luzerner Kuno Raeber war für kurze Zeit Novize bei den Jesuiten, danach Universitätshistoriker. Ab Ende der 1950er Jahre lebte er nur noch für sein Werk, das die Sprachbaukunst in den Mittelpunkt stellt. Zuerst erfolgreich als Lyriker bei der Gruppe 47, befreundet mit Bachmann und Enzensberger, gleichzeitig macht seine Prosa Kuno Raeber zum Aussenseiter. Unter dem Eindruck von Ovid und Borges schichtet er in seinen enormen Wortgebirgen Vergangenheit und Gegenwart übereinander wie in einem Palimpsest und lässt Gestalten aus Mythos und Wirklichkeit, aus Innen- und Aussenwelt im Maskenspiel der Kunst ineinandergleiten. Ab den 1980er Jahren schrieb er wieder Gedichte. (aus: edition text+kritik)
Tetramorph II Kuno Raeber
Es gibt keinen unmittelbaren Ausdruck; er ist immer vielfach gebrochen. Die Wahrhaftigkeit einer Aussage bemisst sich an der Distanz, die der Geist von dieser vielfachen Brechung zu gewinnen vermag. – Poesie ist für mich eine Maskerade, wo es keine Demaskierung gibt, sondern nur das Durchprobieren immer neuer Masken. Dem Gedicht steht eine Welt zur Verfügung: wir leben am Beginn des grössten Synkretismus, den es je gab. … Das Gedicht ist ein Ort, wo der Geist die Welt versammelt und ordnet. Es setzt die Schichtung, die Übereinanderlagerung all dieser Motive, Triebe, Empfindungen voraus, all dieser Zeiten und Kulturen, die in uns liegen und auf ihre Erweckung warten. – Gedichte sind so viele möglich, als es Entsprechungen und Verwandlungen gibt: ein Gegenstand erhellt und deutet den andern. Alles berührt sich mit allem. … (Kuno Raeber, 1957)
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