Rachgier und Liebeslust – ein Nullsummenspiel
Anton Tschechow
János Stefan Buchwardt, Erzähler
Gabriella Azoulay, Gesang
Samstag, 15. Juli 2017, 19.00 Uhr
Sonntag, 16. Juli 2017, 17.00 Uhr
Bahnhofstrasse 29, 8636 Wald/ZH
Dankenswerterweise unterstützt durch:
agkultur Wald
Mit dem Russen Anton Tschechow, dessen hundertster Todestag im Jahr 2004 begangen wurde, begegnen wir einem immer schon hochgeschätzten Schriftsteller. Präzision, Unnachgiebigkeit und gleichbleibende Distanz sind die herausragenden Attribute seines Denkens und Schreibens. Wo Tschechow spröde wirkt, ist Beharrlichkeit am Werk. Wo er dem Desaster Dauer verleiht, macht er einen grossen Bogen ums Schönreden. Seine Novellen, Kurzgeschichten und Dramen kennen weder Moral noch Vision. Seine Vielstimmigkeit umschliesst die Spanne von schonungslosen Episoden bis hin zum Gutherzigen im Menschen. Und immer schwört er sich, mit gelindem Lächeln, auf den schlichten Menschenverstand und das vernünftige Tun ein. Seine Werke, eingeschlossen die einnehmenden Satiren und Humoresken, sind zu guter Letzt verhängnisvolle Nullsummenspiele. Der an Tuberkulose leidende Autor verstarb im Alter von 44 Jahren mit bemerkenswerter Selbstverständlichkeit. Seine Werke hören – wie zumeist auch das Leben – ohne richtigen Schluss auf.
«‹Ich möchte Ihnen raten, mein Herr, diesen wunderschönen Revolver zu nehmen. System Smith & Wesson. Das letzte Wort der Feuerwaffentechnik. Mit dreifacher Wirkung, hat einen Patronenauswerfer, schiesst sechshundert Schritt weit, Zentralfeuersystem. Beachten Sie nur, mein Herr, die wunderbare Arbeit. Es ist das allerneuste System, mein Herr … Wir verkaufen täglich an die zehn Stück als Mittel gegen Räuber, Wölfe und Ehebrecher. Die Wirkung ist zuverlässig und äusserst stark, er schiesst auf die grösste Distanz und durchbohrt zugleich die Frau und ihren Geliebten. Und was den Selbstmord betrifft, so weiss ich überhaupt kein besseres System, mein Herr …› Der Verkäufer spannte und entspannte die Hähne, hauchte die Läufe an, zielte und tat so, als ginge ihm vor Entzücken der Atem aus. Wenn man sein begeistertes Gesicht ansah, konnte man glauben, dass er sich selbst gern eine Kugel in die Stirn jagen würde, wenn er nur einen Revolver von einem so herrlichen System wie Smith & Wesson besässe.»