Ein tragisches Reiseerlebnis
Thomas Mann
János Stefan Buchwardt, Sprecher
Samstag, 4. August 2018, 19.00 Uhr
Sonntag, 5. August 2018, 17.00 Uhr
Bahnhofstrasse 29, 8636 Wald/ZH
Dankenswerterweise unterstützt durch:
agkultur Wald
Der grosse Romancier Thomas Mann (1875-1955) erweist sich auch als Meister kürzerer Prosa. Seine Virtuosität in deutscher Sprache ist unbestreitbar. Der aus dem Jahre 1929 stammende Text legt Zeugnis ab von einem überragenden Geist und einer glanzvollen Stilistik. «Mario und der Zauberer», das ist hohe Kunst der Sprache, eine Geschichte aus der Hand einer Kapazität, die in Schau und Haltung ein aufgeschlossenes Europäertum repräsentiert.
Passend zur sommerlichen Reisesaison präsentiert der Hausherr János Stefan Buchwardt diese aufrüttelnde Novelle. Mit seiner Familie macht der Erzähler Urlaub in Italien, wo der Faschismus aufzukeimen beginnt. Der Aufenthalt ist von Zwischenfällen geprägt. Höhepunkt ist der Besuch eines Zauberers, Cavaliere Cipolla. Er hypnotisiert einzelne Zuschauer, welche er auf die Bühne holt und gegen ihren Willen handeln lässt. Auch Mario wird zu seinem Opfer – es kommt zum Eklat!
In Thomas Manns Erzählung um unsinnig erscheinende Diskriminierungen und Demütigungen wird der eigene, der freie Willen zum hohen Gut erklärt. Und es wird verdeutlicht, dass es weder die Bürgerlichen noch die Bessergestellten sind, die die Verzerrung um den Magier Cipolla erkennen. Mario, als Kellner ein Mann aus dem einfachen Volke, ist derjenige, der es wagt zu revoltieren. Die Novelle ist schliesslich Aufforderung zu mehr eigenem Denken und freiem Handeln.
«Die Freiheit existiert, und auch der Wille existiert; aber die Willensfreiheit existiert nicht, denn ein Wille, der sich auf seine Freiheit richtet, stösst ins Leere.»