Himmlisch schön und gut und uralt einfach ist es ja, zu Fuss zu gehen.
Robert Walser
János Stefan Buchwardt, Erzähler
Ion Precup, Bratsche
Samstag, 7. Januar 2017, 19.00 Uhr
Sonntag, 8. Januar 2017, 17.00 Uhr
Bahnhofstrasse 29, 8636 Wald/ZH
Dankenswerterweise unterstützt durch:
agkultur Wald
In einem erfrischenden Panoramaschwenk lässt uns ein lustwandelnder Poet an dem teilhaben, was ihm widerfährt und durch den Kopf geht. Wer sich offenen Geistes einladen lässt, Anteil an einem schillernden Gedankenkosmos zu nehmen, wird mit brillierenden Beschreibungen divergierender Welten belohnt. Vor dem Auge breitet sich spätromantische Lebenseinstellung aus, in der Heiterkeit und Melancholisches, Trostloses und tiefe Empfindsamkeit virtuos miteinander verwoben werden. Im Gestus eigensinnigen Empfindens kontrastiert Robert Walser die törichten und vorderhand läppischen Schieflagen seiner Zeit mit der Seligkeit der Natur. Bejammernswertes vertreibt er sich mit poetischer Ausgelassenheit. Unter seinen Händen runden sich Erlebenssplitter zum literarischen Glücksfall. Wir lehnen uns traumverloren zurück, nachdem wir fidel aufgeatmet haben. In klassischer Manier verschreiben sich der Bratschist Ion Precup und der Erzähler János Stefan Buchwardt der Ehrerbietung, die Zweifel, Widersprüche und Rätsel in Walsers Werk aufzuspüren und musikalisch wie textlich teilnahmsvoll zu ergründen.
«Ich fühlte das Bedürfnis, mich irgendwo hinzulegen, und da gerade ein freundliches, trauliches Uferplätzchen in der Nähe war, so machte ich es mir, gewissermassen erschöpft wie ich war, auf dem weichen Boden unter dem treuherzigen Geäste eines Baumes bequem. Erde, Luft und Himmel anschauend, kam mich der betrübliche, unweigerliche Gedanke an, dass ich zwischen Himmel und Erde ein armer Gefangener sei, dass alle Menschen auf diese Art und Weise kläglich gefangen seien, dass es für alle nur den einen finsteren Weg gebe, nämlich in das Loch hinab, in die Erde, dass es keinen andern Weg in die andere Welt gebe als den, der durch das Grab geht. ‹So muss denn alles, alles, dieses ganze reiche Leben, die freundlichen, gedankenvollen Farben, dieses Entzücken, diese Lebensfreude und Lebenslust, alle diese menschlichen Bedeutungen, Familie, Freund und Geliebte, diese helle, zärtliche Luft voll göttlich schöner Bilder, die Vater- und Mutterhäuser und lieben, sanften Strassen eines Tages vergehen und sterben, die hohe Sonne, der Mond, und die Herzen und Augen der Menschen.›»